Der Verein Historische Werkstatt Nordenstadt entstand 1986 aus einem Seminar des Volksbildungswerks Nordenstadt-Erbenheim-Delkenheim e.V. und gab sich später den erläuternden Zusatz „Verein für Heimatgeschichte“. Der Verein widmet sich der Erforschung der Ortsgeschichte, der Auswertung der Schulchronik und Kirchenchronik (ab 1630), der Sammlung von Bilddokumenten, Aufzeichnungen und Erinnerungen von Einwohnern an die früheren Lebensverhältnisse im Dorf. Ein großes ursprüngliches Projekt, Aufbau eines Heimatmuseums, ist inzwischen glücklich verwirklicht worden.
Vereinsmitglieder forschten in alten Akten des Hessischen Staatsarchivs Wiesbaden und fertigten umfangreiche Grundstücks- und Steuerverzeichnisse, ermittelten die alten Besitz- und Berufsverhältnisse in dem alten, ziemlich abgeschlossenen, landwirtschaftlich geprägten Dorf mit seinerzeit weniger als 1000 Einwohnern.
Mit Unterstützung von sachkundigen Einwohnern wurden in den ersten Jahren des Vereins die verschiedensten alten Gewerke und Einrichtungen erörtert, ehemalige bzw. noch heute bestehende Vereine des Ortes auf ihre Geschichte, Tätigkeiten und Bedeutung hin untersucht. Im Jahr 1988 erschien der erste Band „Nordenstadter Einblicke – Rundgang durch das alte Dorf“, in dem die Ergebnisse der Recherche dokumentiert sind. Eine weitere Aktivität war eine Ausstellung über die Lebens- und Schulverhältnisse der Nordenstadter Kinder in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Die Fotos wurden im Bildband „Nordenstadter Einblicke – Die Welt der Nordenstadter Kinder“ 1989 veröffentlicht.
Das alte Fachwerkhaus von 1667 in der Turmstraße 9-11, in dem lange Zeit Christian Kern seine Amtsstube als Bürgermeister der Gemeinde Nordenstadt hatte, wurde von der Stadt Wiesbaden restauriert und am 29. April 1995 dem Verein für das Heimatmuseum übergeben. Unter dem damaligen Vorsitzenden Gerhard Reinemer konnte das Haus schnell eingerichtet werden. Im Erdgeschoss befinden sich eine Küche, eine Gaststube, ein Tante-Emma-Laden und ein Raum für halbjährlich wechselnde Sonderausstellungen. Die Schusterwerkstatt von Karl Zinn aus Nordenstadt, ein Frisörsalon aus Wiesbaden, ein Raum mit altem Kinderspielzeug, die „Gut Stubb“ – seit 1995 als Trauzimmer zugelassen – und im Flur viele Exponate aus Nordenstadt vervollständigen die Sammlung des Museums.
Das „Alte Spritzenhaus“ der Gemeinde wurde im Jahr 2000 dem Museum angegliedert. Es enthält eine Feuerwehrsammlung, Gerätschaften aus Landwirtschaft und Handwerk und in der ehemaligen Arrestzelle, dem Stümpertche, eine Amtsstube von Soldaten. Seit Gründung des Vereins werden alte Fotos gesammelt, inzwischen befinden sich ca. 4000 Bilder im Archiv.
Beim regelmäßig stattfindenden Stammtisch treffen sich Zeitzeugen und sprechen über Themen der Ortsgeschichte oder das Vereins- oder alltägliche Leben im alten Ort. Daraus sind bereits zwei Bücher entstanden „Heute ist morgen schon gestern“, die 2011 und 2016 erschienen sind.
Gerhard Reinemer hat sich in seiner Zeit als Vorsitzender des Vereins (1994-2017) um das Museum und die Aktivitäten des Vereins verdient gemacht.
Der Verein engagiert sich mit den folgenden Veranstaltungen für die Bürgerinnen und Bürger: Wiesbadener Wandertage, Hessenabend und Weihnachtsmarkt. Die Mitglieder des Vereins werden einmal jährlich zu einem Ausflug eingeladen sowie alle ehrenamtlich Aktiven zum Helferabend.